Die Interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie im Detail
Pain Nurses
Die Pain Nurses dokumentieren jeden Tag das aktuelle Befinden und Veränderungen des Schmerzniveaus. Sie planen den individuellen Therapieplan, koordinieren die Therapieeinheiten und fungieren als Bindeglied zum Therapeutenteam. Die Pain Nurses haben eine spezielle Weiterbildung im Schmerzmanagement, sowie Fortbildungen im Bereich der Aromapflege und des Genusstrainings.
Ärztlicher Dienst
Die ärztliche Betreuung erfolgt durch neurologische Assistenzärztinnen und Assistenzärzte sowie Oberärztinnen und Oberärzte mit der Zusatzbezeichnung spezielle Schmerztherapie. Neben den täglichen Visiten erfolgen einmal wöchentlich halbstündige ärztliche Einzelgespräche.
Ergotherapie
Die Ergotherapeutinnen begleiten die Patienten zur bestmöglichen Betätigung und Handlungsfähigkeit im Alltag. Unter Berücksichtigung der Faktoren einer chronischen Schmerzerkrankung leiten sich hieraus folgende Therapieschwerpunkte ab:
• Tagesstrukturierende Maßnahmen zur verbesserten Teilhabe im Alltag, Erarbeitung von Strategien zu Aktivitätsänderungen
• Stärkung psychischer, emotionaler und sozialer Faktoren
• Entspannungsstrategien zur Schmerzbewältigung
• Sensomotorisch-perzeptives Arbeiten
Ergänzend zur Arbeit mit Wochenplänen, Interessens-Checklisten, Aktivitätsmustern o.ä. setzen sie in Abstimmung auf die Therapieziele verschiedene Kreativverfahren ein. Im Bereich der Entspannungstherapie wird der ergotherapeutische Bereich durch die Anleitung von PMR (Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson) als einzel- und gruppentherapeutisches Angebot komplettiert.
Musiktherapie
Innerhalb der IMST im Herz-Jesu-Krankenhaus wird die Musiktherapie vor allem in Einzel-, aber auch in Gruppentherapie, in einem mit Instrumenten und Audioanlage gut ausgestatteten Raum angeboten. Hierfür ist keinerlei Vorerfahrung erforderlich.
Musiktherapie beinhaltet den gezielten Einsatz musikalischer Mittel, um therapeutische Ziele zu erreichen. Sie dient der Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit.
Neben der Aufmerksamkeitsfokussierung und dem damit verbundenen Ablenkungseffekt kann es zu einer deutlichen Dämpfung der Stressreaktion durch den Schmerz, zu einer Anhebung der Schmerzschwelle (Schmerztoleranz), zu einer direkten Dämpfung der Schmerzwahrnehmung auf Ebene des Gehirns, zu einer Senkung der Muskelspannung, Reduktion depressiver Symptome, einer Förderung von Lebensmut sowie zu einer psychomotorisch verbesserten Koordination kommen. Diese Behandlungseffekte werden quasi ohne Nebenwirkungen erreicht.
Physiotherapie
Physiotherapeuten sind Bewegungstherapeuten. Auch wenn Bewegung manchmal als unangenehm empfunden wird, kann dosierte Bewegung in vielfacher Weise Schmerzen verhindern, lindern und den negativen Einfluss von Schmerz auf Funktion und Lebensqualität reduzieren. Individuell angepasste körperliche Aktivität und Bewegung zeigt eine Vielzahl von gesundheitsfördernden positiven Effekten.
Im Rahmen der Schmerztherapie kann jede Form der Bewegung hilfreich sein:
- Biomechanisch positive Anpassung der Körpergewebe fördern
- Herz-Kreislauf Funktionen verbessern
- Stress reduzieren, Ausgeglichenheit fördern
- Positive Bewegungserlebnisse und Körperwahrnehmung finden
- Körperliche und mentale Kapazitäten steigern
- Rückkehr in den Alltag und Beruf, gestuft, langsam aber sicher
Psychotherapie
Die Ziele der Schmerzpsychotherapie sind die Entwicklung eines bio-psycho-sozialen Krankheitsverständnisses, die Verbesserung der Fähigkeit zur Selbstfürsorge und die Wiedererlangung bzw. Steigerung der Lebensqualität trotz und mit den Schmerzen.
Die Behandlung im Einzel- und im Gruppensetting erfolgt u.a. durch Edukation zur Entwicklung chronischer Schmerzen und deren aufrechterhaltender Einflussfaktoren. Im Achtsamkeitstraining wird ein wertfreies Wahrnehmen und Akzeptieren der Schmerzen erlernt. Ein Schwerpunkt der Therapie liegt in der körperlichen und sozialen Aktivierung mit dem Ziel des Abbaus von schmerzaufrechterhaltender Bewegungsvermeidung. Eine Einstellungs- und Verhaltensänderung in Richtung Selbstfürsorge soll darüber hinaus zum Abbau des schmerzverstärkenden Durchhalteverhaltens führen. Zudem werden aktuelle und lebensbegleitende Stressoren, die verstärkend Einfluss auf die Schmerzdynamik nehmen identifiziert und mögliche Lösungswege zur kurz- und langfristigen Stressreduktion erarbeitet.
Zusammenfassend soll durch Reflexion, Verhaltensänderung und Training eine Wiedererlangung von Lebensqualität und eine verbesserte Kontrolle über den Schmerz erzielt werden.