Da die Initiative zu dieser Einrichtung von Karl-Josef Laumann ausging, ließ es sich der Landesminister für Gesundheit nicht nehmen, persönlich an der feierlichen Eröffnung am Samstag, 4. September in Warendorf, teilzunehmen. Schließlich war er es, der auf der 175-Jahrfeier des Josephs-Hospitals im Jahr 2018 die Zusage gegeben hat. Auf der Liste der Festredner standen zudem Dr. Olaf Gericke, Landrat des Kreises Warendorf, Peter Horstmann, Bürgermeister der Stadt Warendorf, Dr. Daisy Hünefeld, Vorstandsmitglied der St. Franziskus-Stiftung Münster und Peter Goerdeler, Vorstandsvorsitzender des Josephs-Hospitals. Begrüßt wurden die Anwesenden von Doris Kaiser in ihrer Funktion als stellvertretende Kuratorin des Josephs-Hospitals.
Geografische Lücke wird geschlossen
Mit der von der Landesregierung beschlossenen Einrichtung der Stroke-Unit erhält das Josephs-Hospital eine Einheit zur Akutbehandlung von Schlaganfallpatienten, die bislang in weiter entfernten neurologischen Fachkliniken verbracht wurden. Ausschlaggebend für die Entscheidung ist eine suboptimale Versorgungssituation mit weiten Wegen im nördlichen Teil des Kreises Warendorf. Damit wird die verbleibende geografische Lücke in der ansonsten exzellenten Versorgung von Schlaganfallpatienten im Münsterland geschlossen.
„Bis zur Umsetzung des anspruchsvollen Projekts“, so Dr. Wolfgang Kusch, Chefarzt der überregionalen Stroke Unit der Klinik für Neurologie im Herz-Jesu-Krankenhaus Hiltrup, „galt es, eine umfangreiche Agenda an Detailfragen zu klären.“ Die bestmögliche Versorgung der Schlaganfallpatienten benötigt eine optimale interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Fachabteilungen im medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Bereich. „Die verlässliche Funktion und Bereitschaft der Neurologischen Expertise ist eine wesentliche Grundvoraussetzung für die optimale Patientenversorgung. Diese Expertise wird in Warendorf von den Einrichtungen der St. Franziskus-Stiftung Münster gestellt“, so Dr. Wolfgang Kusch, Chefarzt der überregionalen Stroke Unit der Klinik für Neurologie im Herz-Jesu-Krankenhaus Hiltrup. Im Hiltruper Krankenhaus werden jährlich rund 1.400 Patientinnen und Patienten mit Schlaganfall-Verdacht versorgt. Mit der Neuroradiologie am Standort werden 130 Thrombektomien pro Jahr durchgeführt, bei denen bei schweren Schlaganfällen das Blutgerinnsel aus einem Gefäß im Kopf über einen Katheter geborgen wird.
„Das Josephs-Hospital Warendorf und die St. Franziskus-Stiftung Münster“, so Vorstandsmitglied Dr. Daisy Hünefeld, „setzen durch das punktgenaue Zusammenwirken von Hochleistungsmedizin und fachärztlicher Kompetenz einen weiteren regionalen Meilenstein in der Patientenversorgung.“
Bündelung von Kompetenzen
Eine telemedizinische Verbindung der Häuser ist notwendig geworden, da im nördlichen Teil des Kreises Warendorf eine Unterversorgung der Bevölkerung im Rahmen der Schlaganfallversorgung besteht. Durch das Zusammenwirken der einzigen Kardiologie im Kreis Warendorf im Josephs-Hospital und der beiden Fachabteilungen für Neurologie in Ahlen und Münster-Hiltrup mit ihren zertifizierten Stroke-Units kann nun die Schlaganfallversorgung im Kreis erheblich verbessert werden. Gesetzlich ist die Schlaganfallversorgung einer Neurologie zugeordnet, weshalb die beiden Stiftungshäuser ihre Kompetenz zur Verfügung stellen. „Und das sofort nach Einlieferung der Patienten an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr," erläutert Kusch. Das erfordert eine Teletechnik mit verlässlicher Funktionalität und Mobilität. Die Hiltruper Neurologen, die zur Untersuchung des Patienten per Video zugeschaltet werden, entscheiden über die weitere Behandlung. So wird z. B. eine Thrombolyse im Josephs-Hospital vor Ort durchgeführt, für die hochkomplexe mechanische Rekanalisation erfolgt eine Verlegung ins Herz-Jesu-Krankenhaus Hiltrup. „Wir haben schon in unserer videobasierten Parkinsonkomplex-Behandlung gute Erfahrungen mit der Befundung per Bildschirm gemacht“, berichtet Kusch. „Zudem profitieren wir beim Aufbau der Strukturen von den Erfahrungswerten bereits bestehender Tele-Stroke-Netzwerke.“ Das Konzept sieht eine tägliche fachärztliche Visite aller Tele-Stroke-Patienten durch einen Neurologen vor Ort vor. Diese Visite vor Ort wird sowohl vom Herz-Jesu-Krankenhaus als auch durch das St. Franziskus-Hospital Ahlen sichergestellt.
„Mit der Eröffnung einer telemedizinischen Stroke Unit im Josephs-Hospital Warendorf werden die Wege für einen Teil der Patienten aus dem nordöstlichen Bereich des Kreises Warendorf kürzer, was zu einer rascheren Versorgung der Schlaganfälle dieser Patienten führt“, sieht Dr. Mohammed Jaber, Chefarzt der Neurologie im St. Franziskus-Hospital Ahlen, eine positive Perspektive.
Dr. Jürgen Biermann, Chefarzt der Kardiologie in Warendorf, ist glücklich über die Erweiterung seiner Fachabteilung. Da ein Schlaganfall oft durch kardiologische Ursachen hervorgerufen werde, mache eine enge Zusammenarbeit im Sinne des Patienten Sinn. „Wir bringen dabei unsere kardiologische Kompetenz ein und unterstützen so die Diagnostik“, so Biermann. Stolz zeigten sich die beiden Vorstände des Josephs-Hospitals Goerdeler und von Helden. „Durch das Zusammenwirken der drei Chefärzte – Kusch, Jaber und Biermann – entsteht in Warendorf ein neues Kompetenzzentrum,“ so Goerdeler. Die mehrjährige Vorbereitungszeit unter Einbezug des Kuratoriums werde sich für die Menschen im Kreis lohnen. Die Bevölkerung im Kreis Warendorf könne sich über eine echte Verbesserung der Schlaganfallversorgung freuen, denn gerade beim Schlaganfall komme es auf jede Minute an und da habe man im Josephs-Hospital schon durch die Herzinfarkttherapie und die Traumaversorgung beste Erfahrungen.
Beide Partner – das Josephs-Hospital Warendorf und die Franziskus-Stiftung Münster – zeigen sich zuversichtlich, dass eine solche fachliche Zusammenarbeit zukunftsweisend und beispielgebend für die Zusammenarbeit von Krankenhäusern sei.