Rein rational von außen betrachtet ist am 15. November 2017 in Hiltrup das passiert, was überall in der Welt passiert: Ein Unternehmen hat den Eigentümer gewechselt. Beim entsprechenden Festakt am 10. Januar 2018 hatte eine wirtschaftlich kühle Betrachtung keine Chance. Der Trägerwechsel des Herz-Jesu-Krankenhauses von den Missionsschwestern vom Hlst. Herzen Jesu in die St. Franziskus-Stiftung wurde respektvoll und mitfühlend als das gewürdigt, was er für die Missionsschwestern, das Krankenhaus und auch für den Stadtteil bedeutet: als ein historisches Ereignis. Ein Abschluss mit Vergangenem, um Zukunft möglich zu machen.
Weihbischof Dr. Stefan Zekorn war der erste, der im Festgottesdienst in der Mutterhauskapelle diesen Anlass als historisch würdigte. Gleichzeitig hob er hervor, dass gerade hinter einer auch emotional so tief greifenden Entscheidung das Verantwortungsgefühl des Ordens sichtbar werde und die Überzeugung, für das Krankenhaus, die Mitarbeiter und die Patienten den bestmöglichen Partner gewählt zu haben. Er freute sich persönlich darüber, dass der Name „Herz-Jesu-Krankenhaus“ erhalten bleibt und griff das Bild des „Herzens“ auf, das er nicht nur unter spiritueller Sicht beleuchtete. Weitere Zelebranten waren der langjährige, bereits aus seinem Amt verabschiedete Seelsorger Pater Hans Pittruff sowie Pfarrer Mike Netzler. Ebenfalls an der Liturgie beteiligt war das neue Seelsorgeteam bestehend aus Diakon Andreas Garthaus, Pfarrerin Andrea Klausmann und Sr. Petra Nergenau, msc. Zur Festlichkeit, aber auch zum stimmungsvollen Schwung trug der Chor des St. Rochus-Hospitals Telgte unter Leitung von Matthias Schulze bei.
Die Grenzen erkannt
Sr. Josefia Schulte, msc, ehemalige Gesellschaftergeschäftsführerin, ließ in ihrer Rede noch einmal kurz die Geschichte des Herz-Jesu-Krankenhauses Revue passieren. „Alles hat seine Zeit“, zitierte sie aus dem Alten Testament und bekannte sich dazu, „die Grenzen erkannt zu haben“. Sie betonte noch einmal, wie bewusst sich die Ordensschwestern ihrer Verantwortung bei der Suche nach einem strategischen Partner gewesen seien. Sie richtete ihren Dank an alle beratenden Begleiter, die diesen Weg aktiv mitgegangen seien, aber auch an die Mitarbeiterschaft, die trotz verständlicher Unruhe geduldig und vertrauensvoll abgewartet hätte. Der St. Franziskus-Stiftung dankte Sr. Josefia für die fairen, konstruktiven Verhandlungen. Nach ihren Segenswünschen für die Zukunft gab es kein Halten mehr: Standing Ovation mit nicht enden wollendem Applaus zeugten von Respekt, Dank und Herzlichkeit.
Umsichtiger Schritt
Oberbürgermeister Markus Lewe würdigte diesen Schritt unter anderem als Sicherung der Krankenhauslandschaft in Münster. Er sei sich den Anforderungen an das Gesundheitswesen in Zeiten des demographischen Wandels bewusst, führte er aus und nannte konkret die Aspekte medizinische Rahmenbedingungen, emotionale Bedürfnisse sowie die ökonomische Verantwortung. Er lobte die St. Franziskus-Stiftung dafür, dass sie zu denen gehöre, die sich rechtzeitig mit der Wirtschaftlichkeit befasst hätten. Insofern hege er keine Zweifel, dass das Herz-Jesu-Krankenhaus davon profitieren werde. Aber auch ein anderer Punkt war ihm wichtig. „Selbst nicht spirituelle Menschen fühlen die besondere Atmosphäre in Häusern kirchlicher Träger.“ Wo vor einem Kreuz eine Kerze leuchte, fühle sich jeder besonders aufgefangen.
Wertvolles Erbe
„Dieser historische Tag ist ein Tag des Herzens“, sagte Dr. Klaus Goedereis, Vorstandsvorsitzender der St- Franziskus-Stiftung. Er schilderte die Entwicklungen vom ersten Anruf Sr. Josefias bis zur endgültigen Vertragsunterzeichnung aus Sicht der Stiftung und brachte so manchen im Publikum zum Schmunzeln. Der Zeitplan sei „ambitioniert“ gewesen, sagte er und erzählte mit humorvollem Unterton von Gesprächsmarathons, Anwaltsaufkommen, Kuratorien und das 12-stündige Finale kurz vor der Unterzeichnung. Goedereis wandte sich anschließend an Sr. Josefia persönlich und zollte aufrichtigen Respekt für die unglaubliche Konzentrationsleistung auch bei komplexesten Fragen sowie die immer warmherzige Atmosphäre, mit der man empfangen wurde. Ebenso galt sein Dank allen Missionsschwestern für ihr bisheriges unermüdliches Wirken für die Menschen. Sie seien die Seele des Hospitals und deshalb freue es ihn, dass man Tür an Tür bliebe. Die Mitarbeiter, die vollumfänglich übernommen wurden, hieß er als neue Familienmitglieder in der Stiftung willkommen. Das St. Franziskus-Hospital und das Herz-Jesu-Krankenhaus würden sich exzellent ergänzen.
„Wir haben etwas gesucht, mit dem wir nicht nur in Worten ausdrücken können, wie sehr wir Ihnen das ,Loslassen Ihres Kindes‘ nachfühlen können und es respektieren“, fügte Goedereis an. „Das hier ist alles andere als eine routinierte Übernahme. Wir sind uns des wertvollen Erbes bewusst, und wir wollen ein Zeichen setzen.“ Er überreichte mit diesen Worte Sr. Josefia und Provinzoberin Sr. Irmgard Lahrmann, msc, symbolisch den Titel eines Buches, das es gemeinsam zu füllen und zu veröffentlichen gelte: „Kompetenz und Zuwendung – Das Herz-Jesu-Krankenhaus in Münster-Hiltrup und die Missionsschwestern vom Hlst. Herzen Jesu von Hiltrup“.
Mit Gesprächen zwischen den neuen Kollegen aus der St. Franziskus-Stiftung und des Herz-Jesu-Krankenhauses bei Getränken und Büffet-Auswahl endete das Fest in lockerer Runde.