Nicht der einzige emotionale Moment bei all den Glückwünschen zum Ruhestand. Ob Ansprache, Rückblick, Laudatio oder kollegiale Erinnerungen: In allen Beiträgen der Rednerinnen und Redner schwang hohes Ansehen für Scherfs beliebte Wesensart mit. So hob Geschäftsführer Tim Richwien hervor, wie sehr er die tiefgründige ruhige Art des Chefchirurgen zu schätzen gewusst habe und zeigte sich beeindruckt von der Tatsache, dass Scherf bis zur letzten Dienstminute engagiert arbeitete. Die Einarbeitung des Nachfolgers Chefarzt Prof. Dr. Benedikt Schliemann nannte Richwien „ehrenwert“.
„Was Dr. Scherf machte, hatte Hand und Fuß“, fasste Dr. Daisy Hünefeld vom Vorstand der St. Franziskus-Stiftung humorvoll das 24jährige Wirken des Chefarztes zusammen, nachdem sie vorab die Entwicklung der Abteilung Revue passieren ließ. Das HJK verdankt dem scheidenden Chefarzt die Spezialisierung des Bereichs Unfallchirurgie und Orthopädie, später ergänzt durch Gelenkersatz sowie Schuler-, Hand- und Fußchirurgie. Weitere Schritte waren die regenerative Knorpelchirurgie, die Beteiligung am Traumanetzwerk und das Zusammenwirken mit dem St. Marien-Hospital Lüdinghausen zum zertifizierten AltersTraumaZentrum. Hünefelds Dank galt auch der Familie, die auf ihre Art im Privaten all das Wirken flankierte.
Sein langjähriger Weggefährte der Viszeralchirurgie, Prof. Dr. Rüdiger Horstmann, erheiterte die Gäste durch manche Anekdote aus der Anfangszeit der beiden Mediziner, bevor Scherf selbst sich sichtbar berührt an die Anwesenden wandte. Er habe das HJK quasi zufällig beim Vorbeifahren entdeckt und hätte damals gedacht: „Wow, das Haus sieht gut aus. Wenn ich hier einmal eine leitende Funktion haben könnte, das wäre ein Glücksfall.“ Der sei es dann auch bis zur letzten Minuten geblieben, betonte der Chefarzt, und so bedanke er sich nicht nur bei allen Kollegen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anderer Abteilungen für das berufliche und menschliche Geleit, sondern auch bei allen, die diesen festlichen Abschied ausgerichtet hätten. Perspektivisch, so Scherf, müsse die Unfallheilkunde und andere Sparten der Chirurgie das mit den Jahren gestiegene hohe Anspruchsdenken der Patienten an perfekte „Reparaturkünste“ wieder in realistische Dimensionen lenken. „Die Medizin kann viel“, so Scherf, „aber nur innerhalb der gegebene Grenzen. Der Mensch ist kein Werkstück, sondern ein Individuum.“ Zum Abschluss überreichte Scherf „mit rundum gutem Gefühl“ seinem Nachfolger Prof. Dr. Benedikt Schliemann den Staffelstab. Standing Ovation begleiteten Scherf beim Schritt in den Ruhestand.